„Mach´s klar! Sauberes Wasser für Ghana“
Ein Reisebericht von Gisbert Tigges, Mitglied der AG Wolfsburg-Gifhorn
Die Plan-Aktionsgruppen sammeln seit einigen Monaten Spenden für das Wasser-Projekt in Ghana. Mit Hilfe von Berichten, Filmen und Bildern, mit Spendenläufen an Schulen und vielen weiteren originellen und sympathischen Aktionen trugen sie bisher rund 100.000 € zur Finanzierung dieses Projektes bei.
Im Februar 2017 besuchten sieben ehrenamtliche AG-Mitglieder auf eigene Kosten, zwei Mitglieder des Jugendbeirates sowie zwei hauptamtliche Mitarbeiter von Plan Deutschland das AG-Projekt „Wasser für Schulen und Gemeinden“ in Ghana. Sie überzeugten sich vor Ort, wie wichtig sauberes Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene für die Entwicklung von Gemeinden sind. Mit dabei war auch ich, Gisbert Tigges, von der AG Wolfsburg/Gifhorn.
Nach einer Einführungsveranstaltung im nationalen Plan-Büro von Ghana führte uns die Reise in die beiden Plan-Projektgebiete Volta an der Grenze zu Togo und Eastern nördlich der Landeshauptstadt Accra. Nur 20 % der dortigen 19.500 Plan-Gemeindemitglieder hatten zu Projektbeginn in 2015 Zugang zu sauberem Trinkwasser (Landesdurchschnitt: 87 %), und es gab kaum Haushalte und Schulen mit sanitären Einrichtungen. Bis September 2018 sollen 80 % der Einwohner durch 20 Brunnen mit sauberem Wasser versorgt sein und die Sanitärversorgung von derzeit 12 auf 25 % gesteigert werden. Neben vielen Haushalten richten 19 Schulen Toiletten mit Waschgelegenheiten ein.
In Volta sind bereits alle Brunnen in Betrieb. Die Wasserkomitees, bestehend aus geschulten Gemeindemitgliedern, halten die Brunnen in Schuss und sorgen selbständig für die ganzjährige reibungslose Versorgung der Gemeinden mit sauberem Trinkwasser – eine wichtige Voraussetzung nicht zuletzt auch für die Senkung der hohen Kindersterblichkeit.
Viele Familien haben inzwischen auf eigene Kosten eine Latrine gebaut, nachdem sie von Plan über die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Hygiene aufgeklärt wurden. Die Wasser- und Sanitärkomitees sowie die Gesundheitsclubs von Schülerinnen und Schülern betreiben weiter kontinuierlich Aufklärung in ihren Gemeinden. Sie überzeugen z.B. durch Theateraufführungen und Schautafeln wie auch im persönlichen Gespräch immer mehr Menschen davon, dass sich der Bau einer Latrine lohnt, weil die Familienmitglieder seltener krank werden oder sogar sterben.
Verbesserte Hygiene führt zu einem höheren Gesundheitsgrad der ganzen Gemeinde, was ihre Produktivität steigert und die Schulbildung fördert. Umso weniger Kinder auf dem Feld mitarbeiten oder kranke Angehörige pflegen müssen und umso mehr Geld verdient wird, desto mehr Kinder können zur Schule gehen. Bildung wiederum ist der Schlüssel für nachhaltige Gemeindeentwicklung, insbesondere Bildung für Mädchen.
In der nächsten Projektphase werden Schullatrinen gebaut, was nicht nur zur Verbesserung der hygienischen Bedingungen beiträgt. Mädchen brauchen durch die Schullatrinen nicht mehr befürchten, bei der Verrichtung ihrer Notdurft beobachtet und belästigt zu werden. Darüber hinaus wird mit der Einrichtung besonderer Waschmöglichkeiten im Mädchenbereich der Latrinen dafür gesorgt, dass sie durchgehend die Schule besuchen können.
Unsere Reisegruppe besuchte die Gemeinden Liati Datem und Liati Agbonyra in Volta sowie Nsutam und Mintakrom in Eastern. Dort zeigten uns Gemeindemitglieder stolz die neuen Brunnen und Latrinen. Mitglieder der Wasserkomitees begleiteten uns, erklärten Abläufe und Hintergründe und beantworteten unsere Fragen. In Liati Agbonyra und Mintakrom werden die Brunnen demnächst nicht mehr von Hand betrieben, sondern mithilfe einer elektrischen Pumpe. Die Pumpe füllt nachts einen Tank, aus dem morgens, wenn alle zum Wasser holen kommen, das Wasser aus mehreren Hähnen gleichzeitig entnommen werden kann.
Sehr beeindruckend waren auch die kleinen Dinge, die einfach umzusetzen sind und den Hygienestandard dennoch erheblich steigern – wie das Händewaschen mit Seife unter fließendem Wasser an den Latrinen und in den Schulen
Das Wasserholen ist übrigens traditionell Frauensache. Damit Frauen effektiv an der Organisation und Durchführung des Projektes beteiligt werden, müssen die aus sieben Mitgliedern bestehenden Wasserkomitees sowie die sieben sogenannten „Natural Leaders“ in jeder Gemeinde paritätisch besetzt werden. Plan bietet diesen Frauen ein spezielles Führungskräftetraining an. Nun holen die Mädchen und Frauen nicht nur Wasser und erledigen die damit verbundenen Arbeiten im Haushalt, sondern entscheiden auch die weitere Planung dieses für die ganze Gemeindeentwicklung wichtigen Bereiches mit.
Die besuchten Gemeinden bereiteten uns Gästen aus Deutschland einen festlichen Empfang im Rahmen eines Gemeindefestes, auf dem die jeweilige Situation in ihren Gemeinden dargestellt wurde. Schultheatergruppen führten kurze Stücke auf, die sehr anschaulich über die Gefahren verunreinigten Wassers aufklären.
Auch hatten wir Gelegenheit in beiden Projektgebieten an den vierteljährlich stattfindenden Treffen aller an der Durchführung des Projektes beteiligten Baufirmen, lokalen Organisationen und Institutionen teilzunehmen. Dort erfuhren wir aus erster Hand von den bisherigen erfolgreichen Maßnahmen, konkreten Problemen und der Planung der nächsten Projektabschnitte.
Am Ende einer spannenden und äußerst interessanten Reise waren wir ausnahmslos beeindruckt von der Offenheit, mit der Gemeindemitglieder, Plan-Mitarbeiter und weitere an der Durchführung des Projektes Beteiligte uns begegneten. Alle Fragen wurden beantwortet und Aspekte wie die Rolle der Frau, Umweltverschmutzung oder Nachhaltigkeit offen diskutiert. Alle waren sich einig, dass noch sehr viel zu tun ist, freuten sich aber auch gemeinsam darüber, wie viel bereits erreicht wurde und wie engagiert die Plan-Gemeinden die Themen Wasser, Sanitäreinrichtungen und Hygiene vorantreiben.